Markt Kaisheim

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Mozart in Kaisheim

Mozart hätte am 27. Januar 2006 seinen 250. Geburtstag gefeiert. Deswegen soll auch hier an seinen Besuch im Kloster Kaisheim erinnert werden.

Wir wissen eigentlich nur aus Briefen davon. Doch auch die geben interessante Einblicke.

Mozarts Vater empfiehlt Kaisheim als Reisestation

Mozarts Reise nach Paris
1777 stand Mozart noch im Dienste des Erzbischofs von Salzburg, aber die Spannungen zwischen beiden nahmen zu. So begab sich Mozart mit seiner Mutter erneut auf Reisen, die bis nach Paris führten. Auf dem Wege dorthin wollte er mehrere Fürstenhäuser besuchen, die für ihre Musikliebe bekannt waren. Er erhoffte sich dabei Kompositionsaufträge und eventuell eine neue Anstellung.

Vaters Vorschlag, in Kaisheim Station zu machen
Vater Leopold plante den Reiseweg unter diesen Aspekten und riet, auch die Fürstenresidenzen Dischingen (Thurn und Taxis) und Hohenaltheim (Oettingen-Wallerstein) aufzusuchen. Hierbei ist auch zum ersten Mal von der Reichsabtei Kaysersheim die Rede. In seinen Briefen vom 12. und 15. Oktober 1777 legte er ihm Kaisheim als Zwischenstation ans Herz und meinte, so könne er seine Reisekasse schonen (aus dem Briefinhalt ).

Keine Zeit mehr für Kloster Kaysersheim
Am 23. September 1777 trat Mozart die Reise mit seiner Mutter als Begleiterin an. Sie blieben aber zunächst vier Wochen in Augsburg, dem Geburtsort seines Vaters. In Augsburg und bei einem Abstecher nach München gab Wolfgang mehrere Konzerte.

Die Weiterfahrt am 26. Oktober ging aber nicht über Dischingen, sondern direkt nach Hohenaltheim. Mutter Mozart berichtete über die widrigen Umstände dieser Reiseetappe in einem Brief an den Vater, nachdem sie in Mannheim angekommen waren (aus dem Briefwechsel von Mozarts Eltern über die Weiterreise ).

Quelle: Rudolf Braun, Streiflichter aus der Geschichte des Klosters Kaisheim
Zu Mozarts Reiseweg vgl. "Leopold-Mozart-Nachrichten 2/2004", Seiten 3 f.

Mozart lernt Abt Coelestin Angelsprugger kennen

Am 30. Oktober 1777 erreichte Mozart zusammen mit seiner Mutter Mannheim. Dort wirkte am Hofe des Kurfürsten Carl Theodor ein bedeutendes Orchester. Mozart verliebte sich leidenschaftlich in Aloysia Weber, die älteste Tochter eines ehemaligen Sängers und Notenschreibers und Schwester seiner späteren Frau.

Erst auf ernste Vorhaltungen des Vaters hin setzte er am 14. März 1778 die Reise nach Paris fort. Sein Aufenthalt in Paris war allerdings eher enttäuschend. Er stieß auf völliges Desinteresse. Im Juli starb seine Mutter und im September verließ er Paris.

Erneute Empfehlung Kaisheims
Für die Rückreise hatte ihn der Vater  erneut auf das Reichsstift Kaysersheim verwiesen: „Von Dischingen könntest Du nach Kaysersheim, einem großen und sehr ansehnlichen Prelatenkloster fahren." Doch zunächst ging es über Straßburg nach Mannheim. Seine geliebte Aloysia war aber nicht mehr da. Kurfürst Carl Theodor hatte nach dem Tode Max III. von Bayern dessen Nachfolge angetreten und seine Residenz von Mannheim nach München verlegt. Aloysia war an die bayerische Hofoper verpflichtet worden.

Bekanntschaft mit Reichsprälat Coelestin Angelsprugger
In Mannheim hielt sich gerade Reichsprälat Coelestin Angelsprugger von Kaysersheim auf. Er war dort kurz zuvor als Mitglied in die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden. Der Abt kannte Mozart dem Namen nach und Mozart wurde ihm vorgestellt. Im Gespräch stellte sich heraus, dass beide die Absicht hatten, in nächster Zeit nach München zu reisen. Der Abt bot Mozart an, mit seiner Begleitung nach Kaisheim und nach einem kurzen Aufenthalt dort nach München weiter zu reisen. Obwohl Mozart eigentlich noch länger in Mannheim bleiben wollte, nahm er das Angebot an, wohl auch um dem Vater einen Gefallen zu tun und ihn damit zu besänftigen.

Quelle: Rudolf Braun, Streiflichter aus der Geschichte des Klosters Kaisheim
ARD, Brandauer liest Mozart: In Mannheim wartet die Liebe

Mozarts Reiseweg über Kaisheim nach München

Im Brief vom 3. Dezember 1778 unterrichtet Wolfgang Amadeus Mozart den Vater von der bevorstehenden Abreise aus Mannheim mit Reichsprälat Coelestin Angelsprugger über Kaisheim nach München und hebt die Tatsache hervor, dass er so Reisekosten sparen könne. Den Reichsprälaten schildert er als recht liebenswürdig, obwohl "er ein Pfaff und Prälat ist" (aus dem Briefinhalt).

Vater Leopold antwortet sofort und schreibt am 10. Dezember aus Salzburg, er wisse, dass der Abt einen guten Ruf habe und ein Freund der Musik sei und er deshalb schon zweimal geraten habe, Kaisheim zu besuchen (aus dem Briefinhalt).

Inzwischen war am Mittwoch, dem 9. Dezember 1778, die klösterliche Reisegesellschaft aufgebrochen. Mozart fuhr dabei aber nicht - wie manchmal angenommen - in der Kutsche des Abtes, sondern im Wagen der geistlichen Begleitung des Abtes. Über seinen doch schmerzhaften Abschied aus Mannheim und die Reise nach Kaisheim berichtet er an den Vater (aus dem Briefinhalt).

Am Sonntag, dem 13.12.1778, kamen die Reisenden dann in Kaisheim an.

Mozarts Eindruck von Kaisheim

Mozart verbrachte 11 Tage in der Abtei, ehe er am 25. Dezember mit dem Abt nach München reiste. Die Briefe aus diesen elf Tagen vermitteln den Eindruck von Melancholie, Sehnsucht und ärgerlichem Warten: Melancholie über die vorzeitige Abreise aus Mannheim, Sehnsucht nach der Geliebten in München und Ärger über Sonaten, die er der Kurfürstin Elisabeth (der Gattin Carl Theodors) als Widmung überreichen wollte, die aber noch nicht gestochen in seinem Besitz waren (aus den Briefen vom 18. und 29.12.1778).

Nicht besonders von Kaisheim beeindruckt
Sonderlich beeindruckt vom Kloster Kaisheim scheint er nicht gewesen zu sein, allerdings legt er beim Vergleich von Kaisheim mit dem weltberühmten Kloster Krems die Messlatte sehr hoch. Er mokiert sich über das Gehabe des Militärs, meint aber dann über den Prälaten, dass es doch gut sei, einen Freund mehr auf der Welt zu haben (aus dem Brief vom 18.12.1778).

Was war aber ist  mit „das kostbarste muß ich erst sehen" aus seinem Brief an den Vater gemeint? Vielleicht die erst 1766 neu ausgerichtete und gestimmte Orgel in dem majestätischen Gotteshaus, das für Laien normalerweise nicht zugänglich war? Oder die prunkvolle Bibliothek, der prächtige Kaisersaal? Möglicherweise das naturhistorische Kabinett des Abtes, seine wissenschaftlich bedeutende Naturaliensammlung oder gar der größte Schatz des Abtes, das wertvolle Münzkabinett mit 8000 antiken Münzen von kulturhistorischem Rang? Es wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, ebenso wie die Vermutung, dass Mozart Schloss Leitheim in jenen Wintertagen besucht hat.

Quelle: Rudolf Braun, Streiflichter aus der Geschichte des Klosters Kaisheim

Mozarts künstlerisches Schaffen in Kaisheim?

Eines aber fällt auf: In keinem der Briefe, in denen von Kaysersheim geschrieben wird, ist ein Bericht über eine musikalische Betätigung Mozarts die Rede. Zeit genug wäre dafür wohl gewesen. Warum hat er dem Abt, als dessen Freund und Favorit er sich betrachtete, nicht eine kleine Komposition gewidmet, wie etwa dem Chorregent der Kirche von Baden bei Wien, dem er, als er seine spätere Frau Constanze bei ihrem dortigen Kuraufenthalt besuchte, aus Gefälligkeit eine Motette schrieb, die dann als „Ave verum" weltbekannt wurde? Schade! Kaisheim hätte durch eine solche Geste in die Musikgeschichte eingehen können.

In Erstaunen versetzt auch die Tatsache, dass auch die Klosterchronik keine Notiz vom Besuch Mozarts enthält. War er für den Chronisten ein Gast wie jeder andere? Und Mozart hat offensichtlich nichts unternommen, was seinen Bekanntheitsgrad hätte fördern können. Hätte er vor dem Abt oder dem Konvent musiziert, hätte er dies sicher in einem seiner Briefe vermerkt.

Aber weder in dem Brief an das Augsburger Bäsle, den er am 23.12.1778, also kurz vor der Abreise schrieb (Weiter zur Homepage), noch in dem an den Vater (Weiter zur Homepage ), dem er am 29. 12. seine Ankunft in München mitteilte, wird dieser Aufenthalt mit einem Wort erwähnt.

Quelle: Rudolf Braun, Streiflichter aus der Geschichte des Klosters Kaisheim